Um die Projekterfahrungen und die in dem Projekt erzielten Ergebnisse genauer in den Blick zu nehmen, wurde 2021 eine Evaluation in Auftrag gegeben. Diese dient einerseits dazu während des Projektes notwendig werdende Modifikationen vorzunehmen, aber auch Erkenntnisse zu erzielen, die für andere Kitas in Rheinland-Pfalz im Hinblick auf die Etablierung von digitalen Medien hilfreich sein können.

Im Rahmen eines Ausschreibungsverfahrens wurde die Evaluation an Univ.-Prof. Dr. i. R. Stefan Aufenanger vergeben.

Folgende Themenkomplexe werden in der Evaluation berücksichtigt:

  • Herausforderungen bezüglich der Ausstattung, des Supports und beim alltäglichen Umgang mit der Technik,
  • Einstellungen zu und Erfahrungen mit digitalen Medien der pädagogischen Fachkräfte,
  • Aufbau von digitalen Kompetenzen bei den pädagogischen Fachkräften,
  • unterstützende Apps,
  • Gelingensbedingungen des Einsatzes digitaler Medien im inklusiven Kontext und am Übergang zur Grundschule,
  • Verhalten von Eltern/ Einbindung besonders kritischer Eltern,
  • gelingende und hemmende Faktoren für den Einsatz digitaler Medien,
  • Umgang mit digitalen Medien seitens der Kinder,
  • Erfahrungen und Einschätzungen der Medienpädagogen und -pädagoginnen im Projekt.

Im Herbst/Winter 2022 lagen die ersten Ergebnisse der Begleitforschung zu medienBUNT-rlp vor. Der Zwischenbericht gibt einen Einblick in die ersten Ergebnisse der schriftlichen Befragung von Erzieherinnen und Erziehern, der Interviews mit den Leitungskräften sowie der Auswertung des Online-Fragebogens für Eltern. Das Erhebungsverfahren, die Ergebnisse des Zwichenberichts sowie die darauf basierenden Empfehlungen stellen wir Ihnen im Folgenden vor.

Die Evaluation ist multiperspektivisch angelegt. Das bedeutet, es werden Leitungskräfte, pädagogische Fachkräfte und auch die Eltern befragt. Die Befragung erfolgt mittels qualitativer Verfahren in Form von Interviews und Fragebögen.

Die Leitungen der Kindertagesstätten wurden im per Videokonferenzsystem interviewt. Die Interviews fanden im Juni/Juli 2022 statt und orientierten sich an folgenden Themenblöcke:

  • Bisherige Erfahrungen mit digitalen Medien insbesondere Tablets; Rolle von Medien in der pädagogischen Arbeit der Einrichtung, insbesondere in der Sprachförderung.
  • Medienkonzept der Einrichtungen
  • Rolle von Inklusion sowie Übergang in Grundschule in der Einrichtung
  • Einschätzung des medienBunt-rlp-Projekts: allgemein und für die eigene Einrichtung
  • Bereitschaft der Erzieherinnen und Erzieher
  • Akzeptanz durch Eltern
  • Unterstützung des Trägers

Die mündlichen Interviews wurden verschriftlicht und nach den Themengebieten ausgewertet.

Die Befragung der pädagogischen Fachkräfte erfolgte schriftlich, durch einen von medien+bildung.com entwickelten Fragebogen. Der Fragebogen wurde jeweils nach den zweitägigen Fortbildungen eingesetzt.

Für die Befragung der Eltern wurde ein Online-Fragebogen eingesetzt, der jeweils am Ende der Online-Elternabende ausgegeben wurde.

Die Erfahrungen mit Medien insbesondere digitalen Medien sind in den beteiligten Einrichtungen recht unterschiedlich. Die Mehrheit hat wenig Erfahrungen mit dem Einsatz digitaler Medien in der pädagogischen Arbeit.Einige Einrichtungen arbeiten bereits mit digitalen Medien, die für gemeinsame Recherchen mit den Kindern, für die Portfolio-Arbeit, für Projekte (bspw. die Gestaltung eines Memories, Tonaufnahmen) genutzt werden.Dabei kommen Laptops, Digitalkameras, CD-Player und Tablets zum Einsatz.

  • In fast allen Einrichtungen ist die sprachliche Bildung ein zentrales Moment des pädagogischen Konzepts bzw. auch der pädagogischen Arbeit mit den Kindern. Voraussetzung für die Arbeit mit digitalen Medien im Bereich der sprachlichen Bildung ist die entsprechende Ausstattung der Einrichtungen und die Erfahrung der Fachkräfte.
     
  • Eine der am Projekt teilnehmenden Kitas setzt sich besonders intensiv mit dem Thema Inklusion auseinander, während die anderen Einrichtungen das Thema in ihrem Kita-Alltag integrieren.
     
  • Die Zusammenarbeit mit Grundschulen ist in fast allen Einrichtungen gut ausgebaut und seit längerer Zeit etabliert. Die Qualität der Zusammenarbeit ist unterschiedlich. Dies ist zum einen in pandemiebedingten Einschränkungen, zum anderen auch in fehlenden Konzepten begründet.
     
  • Erwartungen der Leitungskräfte an das Projekt medienBUNT-rlp:
    • Kinder lernen den Umgang mit den digitalen Medien
    • Kinder lernen die aktive Nutzung digitaler Medien als Werkzeuge zur Erstellung von Inhalten
    • Förderung von Medienkompetenz
    • Förderung eines kritisch-reflektierten Umgangs mit digitalen Medien bei Kindern, Eltern und Fach- und Leitungskräften
    • Weiterentwicklung des eigenen Teams im Sinne eines kompetenten Umgangs mit digitalen Medien in der pädagogischen Arbeit und in der weiteren Nutzung
    • Ausstattung mit Geräten zur Nutzung für die pädagogische Arbeit
    • Wissenserwerb von Fachkräften für die Weitergabe im Rahmen der pädagogischen Praxis
    • Beitrag zur Chancengleichheit
    • Sensibilisierung von Eltern und Kindern für die Thematik
       
  • Einige Kindertageseinrichtungen zeigten sich von Beginn an offen für das Projekt. In wenigen Einrichtungen begegnete das Fachkräfte-Team dem Modellprojekt mit Skepsis und Bedenken. Im Rahmen der Qualifizierungsmaßnahme wurden diese bearbeitet, sodass die Bereitschaft zur Mitwirkung am Projekt bei allen Beteiligten gegeben war.
     
  • Die Unterstützung seitens der Träger ist in 90 Prozent der Kindertageseinrichtungen gegeben.

An der Befragung nahmen insgesamt 121 Erzieherinnen und Erzieher mit einem Durchschnittsalter von 40 Jahren teil. Die Ergebnisse beruhen auf der Auswertung eines schriftlichen Fragebogens, der von medien+bildung.com entwickelt und von Beginn an jeweils nach den zweitägigen Fortbildungen eingesetzt wurde.

Der Fokus der Befragung richtet sich auf die Qualität und der Qualifizierungsmaßnahmen. Die Fortbildungen wurden sehr gut bewertet. Die Erwartung der pädagogischen Fachkräfte die Durchführung der pädagogischen Projekte mit Tablets kompetent durchführen zu können wurde erfüllt. 

Die Ergebnisse von sechs Elternabenden weisen darauf hin, dass von einer guten Akzeptanz des Projekts durch die Eltern ausgegangen werden kann. Die Mehrheit der Eltern sehen den Bildungsaspekt mit digitalen Medien für Kinder als wichtig an und fühlten sich auch auf das Projekt durch die präsentierten Informationen gut vorbereitet.

In allen Kindertageseinrichtungen wurde der Eltern-Beirat einbezogen.

Auf der Grundlage der ersten Ergebnisse der Veranstaltungen und der Projektarbeit im ersten Halbjahr 2022 ergeben sich folgende Empfehlungen für die weitere praktische Arbeit im Modellprojekt.

Fortbildungen

  • Bei den Fortbildungen könnten differenziertere Angebote für fortgeschrittene Fachkräfte bzw. Veranstaltungen zur Vertiefung angeboten werden. Auf diese Weise würden sich auch Erzieherinnen und Erzieher, die schon Erfahrungen mit digitalen Medien haben, herausgefordert fühlen.
  • Im Rahmen der Fortbildungen sollte Zeit zum Ausprobieren und zum Austausch untereinander gegeben werden.

Elternabende

  • Die Erwartungen an die Beteiligungsquote an den Elternabenden wurde nicht erfüllt. Das Online-Angebot wurde von den Eltern nicht so gut angenommen. Die Gründe dafür sind nicht einfach zu eruieren. Das Format/der Zeitpunkt sollten überdacht werden.

Kindertageseinrichtungen

  • Die Unterstützung der Träger, der Eltern und des Teams ist in weiten Teilen so gegeben, dass das Modellprojekt bisher positiv verlaufen ist und auch weiter positiv von allen Akteuren gesehen wird.
  • In der Weiterarbeit erscheint es als sinnvoll, sich verstärkt auf die Erwartungen der Leitungskräfte zu beziehen. Mit gezielten individuellen Maßnahmen könnten so die Kindertageseinrichtungen passgenau begleitet werden.
  • Auf den Elternabenden sollte weiterhin die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse über den Umgang mit digitalen Medien und dessen Folgen eingegangen werden. Auf diese Weise könnte verdeutlicht werden, dass im Modellprojekt der Medienbildungsaspekt im Vordergrund steht.

Allgemein

  • Eine Empfehlung die sich aus der Evaluation ergibt, ist den Fokus u. a. auf die Interaktionsformen zwischen pädagogischen Fachkräften und Kinder beim Umgang mit digitalen Medien zu legen. In vielen anderen Bereichen der frühkindlichen Bildung – wie etwa in der sprachlichen sowie der naturwissenschaftlichen oder mathematischen Bildung – stellt dieser Aspekt einen wichtigen Punkt in der alltäglichen pädagogischen Praxis dar.